Tullus Hostilius (3. König von Rom, r. ca. 673–642 v. Chr.)
Wichtigste politische Merkmale
Militaristische Wende:
Antike Autoren (Livius, Dionysios von Halikarnassos) beschreiben ihn als das Gegenteil von Numa. Während Numa Religion und Frieden betonte, förderte Tullus die Expansion durch Waffen.
Aggressive Außenpolitik:
Kriege gegen Alba Longa, Fidenae, Veii und die Sabiner. Hier gehört die legendäre Episode des Duells zwischen Horatiern und Curiatiern hin (eine ritualisierte Konfliktlösung zwischen Rom und Alba).
Staatskonsolidierung durch Eroberung:
Nach der Zerstörung von Alba Longa soll Tullus deren Bevölkerung in Rom angesiedelt haben, wodurch die Arbeitskraft Roms wuchs und die patrizischen Häuser erweitert wurden.
Institutionen jener Zeit
Königtum (regnum):
Noch monarchisch, mit dem König als oberster militärischer, richterlicher und religiöser Instanz.
Senat:
Beratender Rat der patres (Ältesten), wie zu Roms Zeit, behielt Ansehen, doch die militärische Rolle des Königs überschattete seinen Einfluss.
Versammlung (comitia curiata):
Noch weitgehend zeremoniell; die Bürger ratifizierten Entscheidungen, bestimmten aber keine Politik.
Religion:
Anders als Numa vernachlässigte Tullus anfangs die Kulte. Livius berichtet, dass diese Gottlosigkeit zur Pest und zu seinem Untergang führte — später versuchte er, die Riten wiederherzustellen, doch die Götter (besonders Jupiter) straften ihn.
Polisverwaltung & soziale Ordnung
Städtische Integration:
Mit der Eingliederung der Bevölkerung von Alba Longa wuchs Rom sozial und räumlich (Besiedelung des Caelius-Hügels).
Militarisierung der Gesellschaft:
Bürgerpflichten waren zunehmend an die militärische Verpflichtung gebunden, wodurch die Rolle des Bürgers als Krieger verstärkt wurde.
Rechte & Schichten (Kontinuität seit Romulus):
Patrizier (patres):
Behielten die Vorherrschaft in Politik und Senat.
Plebejer:
Nach der Eingliederung Albas zahlreicher, aber ihre Rechte blieben begrenzt; politisches Gewicht weiterhin minimal.
Klienten:
Wachsende Klasse, abhängig von patrizischen Patronen für Schutz und Vertretung.
Keine Demokratie:
Autorität weiterhin konzentriert in Monarchie + patrizischer Elite. Versammlungen existierten, jedoch ohne echte Gesetzgebungsmacht.
Vergleich mit Romulus & Numa
Romulus: Gründete Institutionen, organisierte den Senat, definierte Patrizier/Klienten. Kriegerkönig-Modell.
Numa: Religiöser Friedensstifter; richtete Priesterschaften ein, ordnete Kulte, regulierte Riten.
Tullus: Schwenkte zurück zum Militarismus des Romulus, erweiterte Rom durch Eroberung, aber ohne neue Verfassungsreformen — sein Erbe ist territorial/urban, nicht institutionell.
Tullus Hostilius – Reformen & Hauptänderungen
Militärischer Schwerpunkt:
Organisierte Kriege gegen Alba Longa, Fidenae, Veii, Sabiner.
Legendäres Duell (Horatier vs. Curiatier) als Institution des ritualisierten Krieges.
Integration der Bevölkerung:
Nach der Zerstörung von Alba Longa überführte er einen Großteil ihrer Bevölkerung (Patrizier + Plebejer) nach Rom.
Neue patrizische Familien traten in den Senat ein.
Der Caelius-Hügel wurde von Neuankömmlingen besiedelt.
Institutionell:
Keine großen neuen zivilen oder religiösen Institutionen, die ihm zugeschrieben werden (anders als Numa).
Versuchte später vernachlässigte Rituale zu beleben, wurde jedoch mit Gottlosigkeit in Verbindung gebracht.
Städtische Entwicklung:
Erweiterte den Stadtraum, indem er neue Siedlungsgebiete einbezog.
Wirtschaft der Epoche
Landwirtschaft: Hauptbasis; Eroberungen brachten neues Land und Arbeitskräfte.
Arbeitsangebot: Zustrom der Bevölkerung von Alba Longa erhöhte verfügbare Arbeits- und Militärkraft.
Frühe Integrationswirtschaft: Verschmelzung der Bevölkerungen führte zu neuen Klient–Patron-Bindungen und stärkte die patrizischen Güter.
Keine Hinweise auf Handelsreformen oder Auktionen/Märkte: Anders als spätere Könige (v. a. Ancus Marcius, der den Hafen von Ostia baute). Unter Tullus blieb der Fokus militärisch, nicht kommerziell.
| Aspekt | Romulus | Numa Pompilius | Tullus Hostilius |
|---|---|---|---|
| Haupteigenschaft | Krieger-Gründer | Religiöser Gesetzgeber | Krieger-Expander |
| Politische Institutionen | Senat der patres; curiae-Versammlungen; Königtum zentral | Priesterschaften (Pontifex Maximus, Vestalinnen, Flamines); Kultregulierung | Keine neuen Institutionen; verstärkte den Senat mit Patriziern aus Alba |
| Religion | Grundlegende Kulte, Jupiter Feretrius, Augurien | Systematische Kulte, Tempel, Kalender, Rituale | Vernachlässigte Riten → versuchte später Wiederherstellung, galt aber als gottlos |
| Sozialstruktur | Patrizier, Plebejer, Klienten etabliert | Verstärkte Klassenpflichten durch religiöse Legitimation | Erweiterte den Patriziat durch Aufnahme albanischer Familien |
| Wirtschaft | Subsistenzlandwirtschaft, Viehzucht, keine formellen Märkte | Gleiche landwirtschaftliche Basis, stabile/rituelle Wirtschaft | Expansion durch Eroberung, Zunahme von Land und Arbeitskräften |
| Militär | Krieg mit Nachbarn; Verteidigung von Siedlungen | Friedliche Herrschaft, vermied Kriege | Aggressive Feldzüge; Zerstörung von Alba Longa |
| Stadtentwicklung | Erste Siedlung auf dem Palatin, Entwässerung des Forumstals | Religiöse Monumente, Heiligtümer | Besiedelung des Caelius-Hügels mit Migranten aus Alba Longa |
| Demokratie? | Nein — Monarchie + Dominanz des Senats | Nein — Monarchie, aber sakrale Autorität mäßigte die Macht | Nein — Monarchie + Senat, militaristische Elite gestärkt |
Einführung in das frühe Rom: Die Sieben Könige
Romulus, der erste König Roms
Numa Pompilius, Zweiter König von Rom
Ancus Marcius, Vierter König von Rom
Der römische König Tarquinius Priscus
Tarquinius Superbus, Letzter König von Rom