Wie bereits erwähnt, wählen wir unseren Ausgangspunkt bei gut etablierten Staaten...
Als klar erkennbare Staaten lassen sich in der chinesischen Geschichtsrückschau der sogenannten Antike zwei herausragende Reiche identifizieren.
⛩️ Das Qin-Reich (Qin-Dynastie, 221–206 v. Chr.) — der erste vereinte kaiserliche Staat in der chinesischen Geschichte. Dieses Reich dient uns als primäres Objekt für die absteigende Analyse, bei der wir die kulturellen Ursprünge der Zivilisation nachzeichnen. Gegründet von Qin Shi Huang, der die Territorien der Streitenden Reiche vereinte, führte das Qin eine vollständige Zentralisierung der Bürokratie ein und standardisierte Gewichte, Maße, Schrift und Gesetz. Funktional schuf das Qin das Vorbild dessen, was „Reich“ im chinesischen Kontext bedeutet — zentraler Befehl des Kaisers durch administrative Präfekturen.
⛩️ Das Han-Reich (Westliche Han, 206 v. Chr. – 9 n. Chr.; Östliche Han, 25 – 220 n. Chr.) — der Nachfolger und Stabilisateur des Qin-Modells, jedoch nachhaltiger und kulturell reicher. Die Han-Regierung führte die konfuzianische Bürokratie ein, legte die Grundlagen der späteren Beamtenprüfungen und fand ein Gleichgewicht zwischen kaiserlicher Zentralgewalt und lokaler Verwaltung. Sie dehnte die territoriale Kontrolle über die Seidenstraße bis nach Zentralasien aus und bildete damit die zweite große imperiale Konsolidierung der chinesischen Geschichte.
⛩️ Der Zhou-Kontext (ca. 1046–256 v. Chr.)
Die Zhou-Dynastie zeichnete sich durch ihre Errungenschaften bei der Zusammenführung zahlreicher Territorien aus, die schließlich zu einem einzigen Staat unter der alleinigen Autorität des Kaisers vereint wurden. Doch dieser Weg war keineswegs unmittelbar — die Konsolidierungsphase dauerte über siebeneinhalb Jahrhunderte.
– Die Zhou-Dynastie folgte auf die Shang und führte das Konzept des „Mandats des Himmels“ ein — die Idee, dass moralische Legitimität die Herrschaft rechtfertigt.
– Die frühe Zhou-Regierung (Westliche Zhou, 1046–771 v. Chr.) war feudaler Natur: Die Macht war unter erblichen Fürsten verteilt.
Glauben Sie, alles sei einfach gewesen? Wir dachten das auch... Doch diese Zersplitterung erforderte mehr Details.
Die Epoche der Östlichen Zhou war vor allem von Eroberungsaktivitäten geprägt — und das nicht ohne Erfolge:
– Frühlings- und Herbstperiode (771–481 v. Chr.): Dutzende halbautonomer Staaten, nominell unter der Zhou-Herrschaft. Lokale Herrscher begannen Reformen, bauten Armeen auf und entwickelten Bürokratien.
– Zeit der Streitenden Reiche (481–221 v. Chr.): Sieben Großmächte (Qi, Chu, Yan, Han, Zhao, Wei, Qin). Der Krieg förderte Zentralisierung und technischen Fortschritt.
Während der Zeit der Streitenden Reiche stärkte sich der westlich gelegene Staat Qin allmählich durch Agrarreformen, militärische Innovationen und eine strenge legalistische Verwaltung (besonders unter Shang Yang).
✏️ Übergang: Von der Zhou-Zersplitterung zur Qin-Einigung
Das Zhou-Königtum verlor die praktische Kontrolle; seine Autorität blieb nur symbolisch bestehen. Das Qin übernahm den Legalismus, ersetzte die erbliche Aristokratie durch ernannte Beamte und führte standardisierte Besteuerung und Wehrpflicht ein. Durch die Nutzung seiner geografischen Vorteile (fruchtbares Wei-Tal, gut zu verteidigendes Terrain) sowie Reformen in Landnutzung und Militärorganisation wurde das Qin zum effizientesten und zentralisiertesten Staat. Im Jahr 221 v. Chr. besiegte Qin Shi Huang die letzten Rivalen, beendete die Zhou-Welt und gründete das erste kaiserliche China — das Qin-Reich.
Maßeinheiten der Qin-Dynastie
Wie wir bereits wissen, war die Regierungszeit der Qin durch die Zentralisierung aller staatlichen Verwaltungsfunktionen gekennzeichnet, einschließlich Besteuerung und metrologischer Standardisierung. Diese Bedingungen machen eine Überprüfung des damaligen Messsystems erforderlich.
| Qin-Einheit | Chinesisch (秦制) | Beziehung | Ungefähren metrischer Wert | Anmerkungen |
|---|---|---|---|---|
| Zhi (指) | Fingerbreite | — | ≈ 0,019 m | Kleinste Einheit, auf einigen Messstäben verwendet |
| Cun (寸) | Zoll | 1 cun = 10 zhi | ≈ 0,023 m | Grundlage für Handwerk und feine Werkzeuge |
| Chi (尺) | Fuß | 1 chi = 10 cun | ≈ 0,231 m | Standardmaß der Qin-Lineale |
| Zhang (丈) | Klafter | 1 zhang = 10 chi | ≈ 2,31 m | Maßstab menschlicher Größe, in der Architektur verwendet |
| Bu (步) | Schritt | 1 bu = 6 chi | ≈ 1,39 m | Verwendet für Feld- und Straßenvermessung |
| Li (里) | Chinesische Meile | 1 li = 300 bu | ≈ 415 m | Standard für Land- und Straßenvermessung |
⛏️ Archäologische Belege:
- Bronze-Messstab aus dem Fuling-Grab (Xi’an, 221 v. Chr.) → 1 chi = 23,1 cm
- Bambustafeln aus Fangmatan (Tianshui, Gansu) bestätigen identische Verhältnisse und Notationen
- Standardisierte Wagenrillen in der Nähe von Xianyang zeigen Achsbreiten von etwa 1,5 m, entsprechend dem Qin-Maß chi–bu
| Qin-Einheit | Chinesisch (秦制) | Beziehung | Ungefähres modernes Äquivalent | Anmerkungen |
|---|---|---|---|---|
| Zhu (銖) | — | — | ≈ 0,65 g | Basiseinheit für Münzen und Heilkräuter |
| Liang (兩) | Tael | 1 liang = 24 zhu | ≈ 15,6 g | Standard für Münzen und Handel |
| Jin (斤) | Catty | 1 jin = 16 liang | ≈ 0,249 kg | Alltägliche Markteinheit |
| Jun (鈞) | — | 1 jun = 30 jin | ≈ 7,47 kg | Schwere Handelseinheit |
| Shi (石) | — | 1 shi = 4 jun ≈ 120 jin | ≈ 29,9 kg | Maßeinheit für Getreide und Besteuerung |
⛏️ Archäologische Belege:
- Bronzene Gewichte mit der Inschrift „Qin liang“ in Xianyang, Yangling und Shuihudi gefunden — alle mit ~15,6 g pro liang übereinstimmend.
- Banliang-Münzen (Halb-liang-Nennwert) wiegen ≈ 7,8 g und bestätigen das staatlich festgelegte Verhältnis (½ liang ≈ 7,8 g).
- Gestempelte Stein-Gewichte „Jin“ im Xi’an-Museum zeigen perfekte proportionale Skalierung.
| Qin-Einheit | Chinesisch (秦制) | Beziehung | Ungefähres modernes Äquivalent | Übliche Verwendung |
|---|---|---|---|---|
| Sheng (升) | — | — | ≈ 0,200 L | Basiseinheit für Flüssigkeiten und Getreide |
| Dou (斗) | — | 1 dou = 10 sheng | ≈ 2 L | Täglicher Handel und Rationen |
| Hu (斛) | — | 1 hu = 10 dou | ≈ 20 L | Lagerung, Steuern, Kornspeicher |
| Shi (石)** | — | 1 shi = 10 hu | ≈ 200 L | Wichtigste staatliche Getreideeinheit (gleicher Begriff wie „Shi“ für Gewicht, jedoch kontextuell unterschiedlich) |
⛏️ Archäologische Belege:
- Bronzegefäße „Qin hu“ und „dou“ aus Ausgrabungen in Xi’an und Fufeng zeigen eingravierte Kalibrierungen im Verhältnis 10:1.
- Bambustafeln von Shuihudi (ca. 217 v. Chr.) enthalten Bestandslisten, die diese Einheiten verwenden.
- Keramikgefäße aus den Gruben der Terrakotta-Armee tragen ebenfalls die Inschrift „Shi“ (石) für Massenbuchhaltung.
Die Autoren schlagen vor, dass die internen Zusammenhänge des Systems als nützliche Grundlage für ein umfassendes Verständnis der metrologischen Standards dieser Periode dienen können.
| Kategorie | Basis | Multiplikatoren | Qin → Metrisch (ca.) |
|---|---|---|---|
| Länge | 1 chi | 10 cun = 1 chi → 10 chi = 1 zhang | 1 chi ≈ 0,231 m |
| Gewicht | 1 liang | 24 zhu = 1 liang → 16 liang = 1 jin | 1 liang ≈ 0,0156 kg |
| Volumen | 1 sheng | 10 sheng = 1 dou → 10 dou = 1 hu | 1 sheng ≈ 0,2 L |
Die methodisch fundierten Herleitungen aller oben genannten Parameter, die auf den entsprechenden Artefakten basieren, werden hier dem Leser vorgestellt.
| Fundort | Fundtyp | Bedeutung |
|---|---|---|
| Fangmatan (Gansu) | Bambustäfelchen mit Messaufzeichnungen | Bestätigt das mathematische Verwaltungssystem der Qin-Dynastie |
| Shuihudi (Hubei) | Qin-Gesetzestexte und Inventarlisten | Definiert Einheitenbeziehungen und Besteuerung |
| Xianyang (Shaanxi) | Bronzegewichte und Standardstäbe | Physische Standards von chi und liang |
| Fundstätte der Terrakotta-Armee | Werkzeuginschriften und Wagenmaße | Angewandte Standards im Ingenieurwesen |
| Mausoleum von Yangling | Getreidemaße mit Inschriften | Bestätigt das Volumenverhältnis hu–dou–sheng |
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Hier kehren wir zurück zu einer bereits behandelten Kultur, aber aus einem anderen Blickwinkel...