Die Ufer des Indus und seines Bruders, des Ganges, rufen uns!..
Wir haben viele Kulturen durchquert, und die Welt zeigt noch immer kein Ende. Unsere Reise geht weiter — diesmal führt uns der Weg in das Land der großen Weideufer des Indus-Flusses.
Wie du spürst, ist nun die Zeit gekommen, den soziokulturellen Hintergrund der Indusregion zu beschreiben, die nun die Mittelmeergebiete in unserem Erkundungspfad ersetzt.
Das Gebiet erstreckte sich weit von der Küste Iran–Pakistan im Westen bis in die Nähe des heutigen Delhi im Osten und nach Afghanistan im Norden.
Doch die meisten Stammesansiedlungen befanden sich entlang der Ufer des Indusbeckens, und genau diese bilden nun den Kern unserer Betrachtung.
Zur allgemeinen Übersicht können wir die Region in acht Sektoren einteilen, von denen jeder seine eigene Besonderheit besitzt — sowohl territorial als auch chronologisch.
Lassen Sie uns sie nacheinander erkunden, so wie die Flüsse selbst: ohne Eile in ihrem Lauf, und mit Achtung vor der Größe der Landschaft, die wir durchqueren werden.
🏕️ Hochland von Belutschistan (Mehrgarh und angrenzende Täler)
Fundorte in diesem Gebiet: Mehrgarh (Kachi-Ebene), Kili Gul Mohammad, Nausharo, Mundigak (an der afghanischen Grenze).
Die archäologischen Quellen haben folgende Merkmale der Siedlungen zutage gefördert:
- Frühe Domestizierung von Weizen, Gerste und Zeburindern (von Forschern vorgeschlagen, spekulativ).
- Lehmziegelhäuser mit mehreren Räumen (möglich, wenn auch hypothetisch).
- Grabstätten mit Schmuck aus Lapislazuli, Türkis und Meeresschnecken (Beweis für Handelsbeziehungen).
- Frühe Kupferwerkzeuge und Werkstätten zur Perlenherstellung.
Die Bevölkerung stellte frühe agro-pastorale Gemeinschaften dar, die manchmal mit prädravidischen oder protoindischen Substraten identifiziert werden. Die Kultur von Mehrgarh gilt als Wiege des südasiatischen Neolithikums, die landwirtschaftliches Wissen nach Osten in die Indusebene übermittelte (hauptsächlich indirekte Forschungsmeinung).
Die datierte Periode der behandelten Fundstätten liegt zwischen 7000 und 3300 v. Chr.
🏕️ Oberes Indusbecken (Punjab – Regionen Ravi, Beas, Sutlej)
Wir sprechen hier über die Zeit zwischen 4000 und 2600 v. Chr.
- Siedlungen: Harappa, Kot Diji, Kalibangan I (frühe Phase), Jalilpur.
Grundlage unserer Überlegungen (teilweise auf realen archäologischen Funden beruhend):
- Entwicklung von Städten mit Lehmziegelmauern, kleinen Zitadellen und Getreidespeichern (indirekt belegt).
- Handgefertigte Keramik mit geometrischen Mustern (tatsächliche Artefakte).
- Entdeckung von Terrakotta-Stierfiguren, Pflugspuren (Kalibangan) und Samenresten, die auf organisierte Landwirtschaft hindeuten (plausible Annahme).
- Zunehmende Standardisierung der Ziegelgrößen und proto-schriftliche Zeichen auf Keramik (aus Funden abgeleitet, sehr wahrscheinlich).
- Zugehörigkeit zur Kot-Diji-Kultur, vermutlich Nachfahren von Siedlern aus Mehrgarh, die ostwärts zogen. Diese Region umfasste wahrscheinlich landwirtschaftliche Flussgemeinschaften und Handelsgruppen, die Hügel und Ebenen verbanden (auf komplexen Forschungsanalysen beruhend).
🏕️ Sindh und das untere Indusbecken
Der hier betrachtete Zeitraum umfasst 3500–2600 v. Chr.
- Behandelte Siedlungen: Amri, Mohenjo-daro (frühe Schichten), Chanhu-Daro, Kot Diji (südlicher Typ).
- Zu den Quellen und Hypothesen gehören bemalte Keramik und tönerne Gefäße, die mit der Töpferscheibe gefertigt wurden.
- Frühe befestigte Städte mit geplanten Straßengittern.
- Kupferwerkzeuge, Muschelornamente und Fayence-Objekte.
- Zunehmende Verwendung standardisierter Gewichte und früher Handel mit Südmesopotamien (Dilmun–Ur) (aus Artefakten abgeleitete Hinweise).
All dies führt uns zum sogenannten kulturellen Horizont von Amri–Nal in seinen frühen Phasen. Die Stammesidentität ist ungewiss, aber wahrscheinlich mit proto-urbanen Handelsgruppen verbunden, die Fernbeziehungen entwickelten. Ihre Nachkommen bildeten den urbanen Kern von Mohenjo-daro.
🏕️ Region Ghaggar–Hakra (Sarasvati) — Östlicher Rand des Indus
Vielleicht scheint die Zeitangabe widersprüchlich, doch wir jagen keiner chronologischen Präzision nach: Wir folgen den Ufern der Flüsse, Ort für Ort. Der hier betrachtete Zeitraum wird auf 3800–1900 v. Chr. datiert.
- Fundorte: Kalibangan I–II, Bhirrana, Banawali, Rakhigarhi.
- Was verraten uns die von Forschern bereitgestellten Artefakte? Frühe Bauerndörfer, die sich zu Städten entlang des ausgetrockneten Ghaggar–Hakra entwickelten (oft mit dem mythischen Sarasvati-Fluss identifiziert). Diese Annahme stützt sich auf folgende Hinweise.
- Architektur aus gebrannten Ziegeln und gitterartige Stadtpläne, Siegel, Gewichte und Werkstätten für Halbedelsteinperlen (Achat, Karneol) (teilweise aus Ausgrabungen abgeleitet, jedoch plausibel).
Kontinuierliche Besiedlung von der vorharappanischen bis zur reifen Harappa-Zeit (eine umstrittene Behauptung).
Und nun etwas Fantasie: Die Region zeigt Kontinuität mit der Sothi–Siswal-Kultur, vermutlich kleine Bauerngruppen, die sich später in das größere Indus-Netzwerk integrierten. Sie spielten eine bedeutende Rolle bei der Aufrechterhaltung der östlichen Handels- und Agrargrenzen.
🏕️ Gujarat, Kutch und die Halbinsel Saurashtra
Die Zeitspanne umfasst 3700–1900 v. Chr., mit Siedlungen wie Dholavira, Lothal, Rangpur, Surkotada, Kuntasi und Loteshwar. Die Namen sind moderne Rekonstruktionen, aber allgemein anerkannt.
Die Belege zeigen: befestigte Städte mit Reservoirs und Wassermanagementsystemen (insbesondere Dholavira). Hinweise auf Salzgewinnung, Muschelverarbeitung und Seehandel — Hypothesen, die als gut begründete Argumente menschlicher Aktivität gelten können.
- Früher Gebrauch von Steinmaßen und proto-schriftlichen Zeichen, abgeleitet aus den ausgegrabenen Artefakten.
- Das Dock von Lothal deutet auf internationalen Handel mit dem Persischen Golf hin.
- Aus all dem lässt sich schließen, dass diese Region die Traditionen von Anarta und Sorath beherbergte, die eine lokale Anpassung an die trockene Küstenökologie darstellten. Die Bevölkerung war im Handel und in der Seefahrt versiert — wahrscheinlich proto-dravidische Sprecher oder Küstenhandelsstämme.
🏕️ Rajasthan und die kulturelle Zone Ahar–Banas
Die Periode, archäologisch auf 3000–1500 v. Chr. datiert, zeigt die pastoralen Siedlungen von Ahar, Gilund und Balathal.
- Was enthüllen die ausgegrabenen Überreste?
- Chalkolithische Siedlungen mit Kupferwerkzeugen, Keramik vom Töpferrad und Lehmplattformen; die Funde weisen auf landwirtschaftliche Nutzung mit Gerste, Linsen und Reis hin.
- Unverwechselbarer Keramikstil: Schwarz-auf-Rot-Ware. Kupferschmelzöfen wurden gefunden, was auf unabhängige metallurgische Kenntnisse hinweist.
Spekulation, wie es unserem Stil entspricht? Die Ahar–Banas-Kultur war halbautonom, stand jedoch im Handelskontakt mit den Harappanern. Die Stämme hier kontrollierten Kupferressourcen und lieferten Materialien nach Norden. Eine gewisse kulturelle Kontinuität zeigt sich in späteren frühgeschichtlichen Kulturen Rajasthans.
🏕️ Nördliche Grenze und Himalaya-Vorland
- Unsere Chronik springt in die Zeit zwischen 4000 und 1800 v. Chr. Die von Archäologen genannten Siedlungen sind Burzahom (Kaschmir), Gufkral, Mandi und Sarai Khola.
- Ausgrabungen und Funde belegen: Grubenhäuser, Knochenwerkzeuge, Jagd- und Fischereigeräte.
- Die Domestizierung von Schafen, Ziegen und Getreide (besonders in Kaschmir) wird durch die Funde nahegelegt.
- Diese Siedlungen könnten Kontaktzonen zwischen zentralasiatischen und indischen neolithischen Gruppen dargestellt haben, basierend auf Lage und Artefakten.
- Eine spekulative Zusammenfassung: Bevölkerungen, die möglicherweise mit frühen tibeto-birmanischen und indo-iranischen Wanderbewegungen verbunden waren. Sie unterhielten Handelsrouten durch das Gebirge, die Jade, Türkis und Obsidian nach Süden brachten.
🏕️ Zentrales indisches Plateau und das neolithische Deccan (periphere Einflüsse)
Der Zeitraum der beschriebenen Siedlungen umfasst etwa 2500–1500 v. Chr.
- Das Gebiet umfasst laut archäologischen Entdeckungen Fundorte wie Chirand, Inamgaon, Nevasa und Daimabad.
- Wissenschaftler leisteten bemerkenswerte Arbeit, um uns Belege und Erkenntnisse über das Leben der regionalen Bevölkerung dieser Zeit zu liefern.
Neolithische bis chalkolithische Bauerndörfer, die Steinäxte und Kupferwerkzeuge verwendeten, belegen Reisanbau, Viehzucht und Fernhandel mit Perlen und Metallen.
- Unter Berücksichtigung der oben genannten Fakten und Annahmen lässt sich schließen, dass die Bevölkerung des Deccan eigenständig, aber von nördlichen Kontakten beeinflusst war. In Daimabad wurde eine bronzene Streitwagen-Skulptur gefunden, die symbolisch die südliche Metallurgie mit der künstlerischen Tradition des Indus verbindet.
Hier versuchen wir, alle oben genannten Fundorte zu klassifizieren und ihre möglichen sozio-kulturellen Entwicklungswege vorherzusagen.
In diesem Abschnitt zeigen die Autoren auf systematisch-wissenschaftliche Weise, wie man eine Theorie aufbaut, eine Hypothese entwirft und daraus Ergebnisse ableitet, die als Modelle dienen. Diese Modelle werden in der nächsten Forschungsphase auf ihre Glaubwürdigkeit geprüft.
Wir haben also eine Sammlung von Kulturen (es ist nicht nötig, sie hier erneut aufzulisten — ein Blick auf den vorherigen Absatz genügt). Und was sollen Wissenschaftler tun? Aufgrund ihrer Erfahrung wissen sie, dass jedes Lebewesen, das in einem bestimmten Gebiet lebt, Eigenschaften entwickelt, die durch Umweltfaktoren bestimmt sind. Zum Beispiel benötigt das Nilpferd für sein Überleben bestimmte Bedingungen: schlammige Seen, Sümpfe, Ufer mit reicher Vegetation — meist Sträucher —, ein definiertes Temperaturintervall und andere ökologische Faktoren. Eine drastische Veränderung dieser Bedingungen führt zu einem Rückgang der Population oder sogar zum Aussterben der Art. Diese Zusammenhänge zeigen uns das Schema zur Datenerhebung, Generalisierung und Klassifizierung von Objekten, die später die Vorhersagekraft des wissenschaftlichen Ansatzes bilden.
Wie oben beschrieben, wollen wir nun die genannten Kulturen klassifizieren. Anhand der beschriebenen Merkmale lassen sie sich in zwei Hauptgruppen unterteilen, je nach Spezialisierung ihrer Tätigkeiten: Metallverarbeitung (Grundkenntnisse der Metallurgie), landwirtschaftliche Grundlagen, Tierdomestikation und Nutzung der Flussfauna als wichtige zusätzliche Ressource.
Nun zur Klassifikationsphase. Index 0 steht für das Hochland von Belutschistan. Jede Kultur erhält eine kumulative Bewertung: Metallkenntnis +2, Domestikation +1, Landwirtschaft +1, Fischerei +0,5. Also: [0] = Metall (+2), Domestikation (+1), Handel (+2). Oberes Indusbecken (Index 1): [1] = Domestikation (+1), Landwirtschaft (+1). Sindh und unteres Indusbecken (Index 2): [2] = Handel (+2), Metall (+2), Landwirtschaft (+1), Domestikation (+1). Region Ghaggar–Hakra (Sarasvati) (Index 3): [3] = Domestikation (+1), Landwirtschaft (+1), Handel (+2). Gujarat, Kutch und Halbinsel Saurashtra (Index 4): [4] = Fischerei (+0,5), Handel (+2), Landwirtschaft (+1), Domestikation (+1). Rajasthan und die Ahar–Banas-Kulturzone (Index 5): [5] = Metall (+2), Handel (+2), Domestikation (+1), Landwirtschaft (+1). Nördliche Grenze und Himalaya-Vorland (Index 6): [6] = Fischerei (+0,5), Domestikation (+1). Zentralindisches Plateau und Deccan-Neolithikum (Index 7): [7] = Metall (+2), Handel (+2), Landwirtschaft (+1), Domestikation (+1).
Die Vorberechnung ergibt folgende Werte: [0]:5, [1]:2, [2]:6, [3]:4, [4]:4,5, [5]:6, [6]:1,5, [7]:6. Diese Werte bezeichnen wir als die Entwicklungsskala der Proto-Gesellschaft.
Dieser Abschnitt ist rein spekulativ und soll dem Leser die Methoden der Klassifizierung und Bewertung veranschaulichen; er enthält jedoch keine gesicherten wissenschaftlichen Fakten. Im Folgenden werden wir die tatsächlichen historischen Entwicklungsprozesse des Gebiets untersuchen und sie mit den hier skizzierten Vorhersagen vergleichen.
Die Indus-(Harappa)-Zivilisation
Übergang von Mehrgarh zur Früh-Harappa-Phase (ca. 3500–2600 v. Chr.)
Nach der späten chalkolithischen Periode von Mehrgarh entwickelten sich die Kachi-Ebene und die benachbarten Täler (Nausharo, Mundigak, Damb Sadaat) zu regionalen Zentren, die durch Handel und gemeinsame kulturelle Merkmale miteinander verbunden waren.
Die Indus-(Harappa)-Zivilisation — die erste echte „Staatsbildung“ (ca. 2600–1900 v. Chr.): Um 2600 v. Chr. führte die kulturelle Vereinigung von Belutschistan, Sindh, Punjab und Nordwestindien zur Entstehung des ersten wirklichen Staatssystems in Südasien.
Belutschistan bildete den westlichen Flügel dieser Zivilisation. Orte wie Nausharo und Mehrgarh (späte Phasen) gehörten zum wirtschaftlichen Netzwerk der Harappa-Kultur und lieferten vermutlich Metalle und Mineralien an die Kernstädte des Indus.
Zusammenbruch des Harappa-Staates (ca. 1900–1300 v. Chr.): Zu den Ursachen zählen klimatische Austrocknung (Versiegen des Ghaggar–Hakra-Flusssystems), Rückgang des Handels mit Mesopotamien sowie die Fragmentierung in kleinere regionale Kulturen (späte Harappa-Phase).
Kulturelle Nachfolger in Belutschistan: Die Jhukar-Kultur (Sindh und Belutschistan) und die Kulli-Kultur (Süd-Belutschistan, mit befestigten Städten und lokalen Häuptlingstümern) stellten posturbane, ländlich geprägte Reiche oder Häuptlingstümer mit begrenzter Bürokratie, aber deutlich erkennbarer Elite dar.
Nach der Auflösung der Harappa-Welt begannen iranische und indo-arische Gruppen, die Region zu dominieren. Im Osten (Punjab, Indusbecken) bildeten indo-arische Stämme Janapadas — tribale Proto-Königreiche, aus denen später die Mahajanapadas Indiens hervorgingen. Belutschistan, an der Peripherie gelegen, schwankte zwischen iranischer und südasiatischer Kultureinflusszone.
Das Messsystem der Indus-(Harappa)-Zivilisation
Es ist an der Zeit, das kulturelle Messsystem vorzustellen. Um Fragmentierung zwischen den Einheiten zu vermeiden, wählen wir gezielt den Zeitraum ca. 2600–1900 v. Chr. (Reife Harappa-Phase) und stellen fest, dass sich das System hauptsächlich aus früheren regionalen Praktiken entwickelte (z. B. Mehrgarh- und Amri–Kot-Diji-Kulturen der Frühharappa-Periode).
Als klassifizierender Faktor kann angenommen werden, dass das System standardisiert und dezimal (Basis 10 und Vielfache von 2) war, über mehr als 1500 km — von Harappa bis Dholavira — einheitlich blieb und eine zentrale Regulierung zeigte. Es wurde für Handel, Besteuerung, Architektur und Handwerk verwendet und gilt möglicherweise als eines der frühesten bekannten staatlich einheitlichen metrischen Systeme.
Bevor die Einheiten vorgestellt werden, sollten einige sprachliche und kulturelle Anmerkungen geklärt werden.
Kontinuität des „Karsha“ (≈ 13,6 g): Im Arthaśāstra und in frühen buddhistischen Texten wird karsha oder suvarna als Standard-Handelsgewicht verwendet. Seine Masse (≈ 13,5 g) stimmt nahezu exakt mit der Harappa-Basiseinheit überein — was auf eine direkte Fortführung des Harappa-Standards in das frühe historische Indien (2000 Jahre später) hindeutet.
Binäre + Dezimale Progression: Harappan-Multiplikatoren folgten einer binären Erweiterung (×2), während spätere vedische/mauryanische Systeme 16 masha = 1 karsha verwendeten — ein weiteres binär abgeleitetes (2⁴) Muster. Diese mathematische Konsistenz deutet darauf hin, dass das Indus-System die Logik der späteren südasiatischen Metrologie prägte.
Fehlen von Schriftnamen: Da die Indus-Schrift weiterhin unentziffert ist, verwenden Forscher beschreibende Bezeichnungen („Harappa-Einheit“, „Chert-Würfel Typ A“) oder nachträglich angepasste indische Namen zu Lehr- und Vergleichszwecken. Der kulturelle Übertragungspfad lässt sich folgendermaßen anordnen: Mehrgarh → Harappa → Spätharappa → Vedisch → Mauryanische Verwaltungskodifizierung (Arthaśāstra). Jede Stufe bewahrte sowohl die Massenverhältnisse als auch die binäre Progression.
Tausende von kubischen Stein-Gewichten wurden gefunden — meist aus Chert oder Speckstein, fein poliert, mit flachen Flächen und präzisen Proportionen.
| Standardeinheit | Verhältnis | Ungefähres metrisches Äquivalent | Wahrscheinliches späteres Äquivalent (indisch / dravidisch) | Anmerkungen |
|---|---|---|---|---|
| Basiseinheit | 1 | ≈ 13,7–14,0 g | karsha (Sanskrit); kaṟcu (Tamil) | Grundeinheit; erscheint als „karsha = 16 masha“ im späteren vedischen System; entspricht exakt der Harappa-Basis. |
| Doppeleinheit | 2 | ≈ 27–28 g | palā (Skt.) ≈ 2 karsha = ≈ 27 g | Wahrscheinlich ein frühes Handels- oder Handwerksgewicht. |
| Vierfache Einheit | 4 | ≈ 55 g | ardha-prastha (Skt.) ≈ 54 g | Verwendet in frühen mauryanischen Getreide- und Metallmaßen. |
| Achtfache Einheit | 8 | ≈ 110 g | prastha (Skt.) ≈ 108 g | Später als „Kaufmannspfunde“ gebräuchlich. |
| 16-Einheit | 16 | ≈ 220 g | āḍhaka (Skt.) ≈ 216 g | Wahrscheinlich große Markteinheit oder Steuermaß. |
| 32-Einheit | 32 | ≈ 440 g | droṇa / suvarṇa | Schweres Handelsgewicht, gelegentlich rituell verwendet. |
| 64-Einheit | 64 | ≈ 880 g | bhāra (Last, Bündel) | Für Getreide, Kupferbarren oder Zehnten verwendet; vermutlich oberstes Verwaltungsgewicht. |
Abgeleitet aus Artefakten.
Elfenbein- und Muschellineale wurden in Lothal und Mohenjo-Daro entdeckt.
Architektonische Standardisierung (z. B. Ziegelgrößen) zeigt dieselbe zugrunde liegende Einheit.
Leider können aufgrund mangelnder Daten keine ursprünglichen Namen angegeben werden.
| Standardeinheit | Archäologische Belege | Ungefähres metrisches Äquivalent | Abgeleitet von |
|---|---|---|---|
| Basiseinheit („Indus-Fuß“) | Markierungen auf Elfenbeinmaßstab, Stadtplan von Dholavira | ≈ 33,5 cm | Abstand zwischen Markierungen |
| Halbeinheit | auf denselben Maßstäben | ≈ 16,7 cm | für Kleingewerbe verwendet |
| Dezimalunterteilungen | Linien auf Elfenbeinmaßstab zeigen 10 Untermarken pro Einheit | ≈ 3,35 cm | Dezimalunterteilung |
| Doppeleinheit | Ziegelproportionen (1 × 2 × 4) | ≈ 67 cm | Bau-Maßeinheit |
Das Klassifikationskonzept stimmt grob mit den archäologischen Befunden überein:
- Ziegel: standardisiertes Verhältnis 1 : 2 : 4 (Höhe : Breite : Länge).
- Straßenbreiten, Mauerlängen und Getreidespeicher-Module folgen Vielfachen der Einheit von etwa 33,5 cm.
Dies zeigt ein modulares Volumenkonzept, das der Logik ihrer linearen und Gewichtssysteme entspricht.
| Typ | Geschätzte Einheit | Ungefähres metrisches Volumen | Belege |
|---|---|---|---|
| Getreidemaß (Gefäß Typ A) | 1 Harappa-Einheit | ≈ 1,1 L | standardisierte Keramikformen |
| Großer Vorratsbehälter | 10–100 Einheiten | ≈ 10–100 L | Getreidespeicher von Harappa |
| Städtische Speicherzellen | Modul von ≈ 6 × 3 m × 1,5 m | ≈ 27 m³ ≈ 27 000 L | verwendet zur Besteuerung von Getreide |
Anwendung und Verwaltung — spekulative Anmerkungen:
- Hauptverwendungen: Handelsbuchführung (Gewichte in Märkten und Häfen gefunden), Handwerkswerkstätten (Perlenherstellung, Metallurgie), Stadtplanung — Ziegel- und Straßenmodule deuten auf zentrale Autorität hin, möglicherweise für Steuer- oder Zehntenerhebung (Belege aus Getreidespeichern).
- Die Einheitlichkeit deutet auf eine zentrale metrologische Behörde hin — möglicherweise ein „Haus der Standards“ oder Tempelamt, ähnlich dem mesopotamischen „Haus der Gewichte“.
Indus-Siegel könnten metrologische Markierungen codieren; einige Piktogramme könnten Standardwerte oder Warentypen darstellen.
Dieser Artikel ist Teil einer Langlese-Publikation. [Zur vollständigen Version →]
Hier kehren wir zurück zu einer bereits behandelten Kultur, aber aus einem anderen Blickwinkel...